Über das Buch
Vorfälle mit einem extrem rechten oder menschenfeindlichen Hintergrund gehören mancherorts zum Alltag und machen viele Menschen ratlos. Auf der Suche nach Hilfe und Beratung können sie sich seit den 1990er Jahren deutschlandweit an die Mobile Beratung wenden. Mobile Beratung im Kontext Rechtsextremismus unterstützt Menschen in Kommunen, zivilgesellschaftlichen Bündnissen, Schulen, (Sport-)Vereinen oder Familien im Umgang mit extrem rechten und menschenfeindlichen Tendenzen. Der Sammelband dokumentiert den aktuellen Wissensstand und die diskursiven Positionen dieser noch jungen Profession. Er wendet sich an alle, die das Spektrum der Themen, Beratungsfelder und Methoden fachwissenschaftlich und aus der Praxis überblicken möchten.
Inhaltsübersicht
Inhalt
Sophie Schmitt, Reiner Becker - Zur Einführung
Heiko Klare, Reiner Becker- Mobile Beratung – Entwicklung, Grundlagen und Spannungsfelder
I. Beratungsfelder
Friedemann Bringt, Heiko Klare - Mobile Beratung als Gemeinwesenarbeit
Mobile Beratung von Kommunen
Mathias Quent - Lokale Räume als anspruchsvolles Handlungsfeld der Rechtsextremismusforschung und -prävention
Sophie Schmitt - Mobile Beratung politisch Verantwortlicher in Kommunen
Grit Hanneforth, Petra Schickert - Zivilgesellschaftliche Bündnisse durch Mobile Beratung professionell beraten und begleiten
Tina Dürr - Mobile Beratung im Kontext Asyl : Herausforderungen und Erfahrungen zwischen „Willkommenskultur“ und flüchtlingsfeindlicher Gewalt
Mobile Beratung von Schulen
Sophie Schmitt - Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Schulen
Tina Dürr - Der schwierige Einstieg in ein komplexes System – Mobile Beratung an Schulen
Mobile Beratung im Sport
Robert Claus - Rechtsextremismus und Sport – zum Stand der Forschung
Reiner Becker, Angelika Ribler - Politisch neutral!? Beratung von Sportvereinen im Spannungsfeld zwischen Neutralität und gesellschaftlicher Verantwortung
Mobile Beratung von Familien
Peter Rieker - Familie und Rechtsextremismus – Rechtsextremismus und Familie
Torsten Niebling - Chancen für eine besser gelingende Zukunft? Beratung von Angehörigen rechtsextrem gefährdeter Jugendlicher
II. Systemische Beratung im Kontext Rechtsextremismus
Maike Döcker, Eva Georg, Ludger Kühling - Methoden, Techniken und strukturierte Vorgehensweisen: Systemische Beratung in der Praxis
III. Positionen und Reflexionen
Johannes Herwig-Lempp - Systemisch als Haltung
Friedemann Bringt, Heiko Klare - Systeme, Kontexte, Zusammenhänge - Grenzen systemischer Ansätze und notwendige Haltungsdiskurse in der Mobilen Beratung
Christa Kaletsch, Stefan Rech, Manuel Glittenberg - „Nicht gegen – sondern für …“ – Beratung im Themenfeld Rechtsextremismus
Andreas Born - Gegenüber sein – Reden mit rechtsorientierten Jugendlichen
Reiner Becker - Fragmente zu einer Ethik in der Mobilen Beratung
Autor_innen
Zu den Autoren
Reiner Becker, Dr. phil., Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Promotion im Graduiertenkolleg "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit", Magisterstudium der Politikwissenschaft, Soziologie, Philosophie, Mitherausgeber der Zeitschrift "Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit".
Andreas Born, Dipl. Soz. Päd., Arbeitsschwerpunkte: Sozialwesen u. Kommunikation, arbeitet seit 2014 bei der „Roten Linie – Pädagogische Fachstelle Rechtsextremismus“ Marburg im Arbeitsfeld Soziale Arbeit und Coaching für pädagogische Fachkräfte nach langjähriger Beratung in der Suchtkrankenhilfe, als Kundenbetreuer im Beschwerdemanagement in der Telekommunikationsbranche und als selbständiger Coach für soziale Berufe.
Friedemann Bringt studierte Sozialpädagogik und Gemeinwesenarbeit in Dresden, Utrecht und Berlin, gründete 2001 die Mobile Beratung des Kulturbüro Sachsen e.V. mit und ist heute Fachreferent für Qualitäts- und Berufsfeldentwicklung im Bundesverband Mobile Beratung e.V.
Robert Claus studierte Europäische Ethnologie und Gender Studies in Berlin, Buenos Aires und Istanbul. Er publiziert und hält Vorträge zu den Themen Fankulturen, Hooligans, Rechtsextremismus, Männlichkeiten und Soziale Bewegungen. 2017 veröffentlichte er die Monographie „Hooligans. Eine Welt zwischen Fußball, Gewalt und Politik“ (Verlag Die Werkstatt). Seit 2015 arbeitet er bei der „Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit“ (KoFaS gGmbH).
Maike Döcker ist Biologin, Germanistin (StEx), systemische Beraterin (i.A.), Berufserfahrungen im Kontext Schule und Hochschule.
Tina Dürr, Tina Dürr, stellv. Leiterin des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Magisterstudium der Pädagogik, Sozialpsychologie und Theaterwissenschaft an der LMU München, Mitherausgeberin der Zeitschrift "Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit", Systemische Beraterin in Ausbildung am Systemischen Institut Tübingen.
Eva Georg, Dipl. Soz., Systemische Beraterin (SG), Beraterin im „beratungsNetzwerk hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“ sowie bei „response. – Beratungsstelle für Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt“ in Frankfurt am Main. Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Soziologie an der Philipps-Universität Marburg. Arbeits-und Forschungsschwerpunkte: Diskriminierungssensible Beratung und Bildung, Subjektivierungsprozesse in Beratung, Rassismuskritik.
Manuel Glittenberg, M.A. Soziologie, tätig in der politischen Bildungs- und Beratungsarbeit zu den Themen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.
Grit Hanneforth
Kulturwissenschaften und Kulturmanagement M.A. in Dresden, Hamburg und Leipzig, seit 2001 Geschäftsführerin des Kulturbüro Sachsen e.V. Sie hat das Kulturbüro Sachsen e.V. und die Mobile Beratungsarbeit von Anbeginn in Sachsen mit auf- und ausgebaut. Neben der Mobilen Beratungsarbeit wurden seit 2005 im Kulturbüro Sachsen e.V. weitere vier Themen aus der Mobilen Beratung zu eigenständigen Beratungs- und Fortbildungsangeboten entwickelt und in Sachsen verankert. Das sind die Fachstellen: Jugendhilfe, Asyl & Migration und Bildungsangebote und der Arbeitsbereich Gemeinwesenarbeit & Empowerment.
Johannes Herwig-Lempp, Dr. phil., Dipl.-Soz.päd., Professor an der Hochschule Merseburg, Fachbereich Soziale Arbeit. Medien. Kultur, Schwerpunkte Systemische Sozialarbeit, Teamarbeit, Jugendamt. Leiter des ersten deutschen Masterstudiengangs Systemische Sozialarbeit. Systemischer Sozialarbeiter (DGsP), Fortbilder, Supervisor, Autor.
Christa Kaletsch, M.A. Fachjournalismus Geschichte. Autorin, Programmentwicklerin und Beraterin in den Bereichen konstruktive Konfliktbearbeitung, Partizipation und Demokratie- und Menschenrechtsbildung. Seit 2006 Erfahrungen in der Beratung von Institutionen im Umgang mit Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus.
Heiko Klare ist Diplom-Pädagoge und hat seit 2008 die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in NRW mit aufgebaut. Er ist bis heute Teil des Beratungsteams in Münster und seit 2015 Mitglied des Sprecher_innenkreises im Bundesverband Mobile Beratung e.V. Veröffentlichungen u.a. zur extremen Rechten, zu historisch-politischer Bildung in der Migrationsgesellschaft sowie zur Entwicklung Mobiler Beratung.
Ludger Kühling, Philosoph, kath. Theologe, Kulturwissenschaftler M.A., Systemischer Berater & Therapeut (DGSF), Dozent für Systemische Beratung (SG), Systemischer Supervisor (DGSF), Lehrender Supervisor (SG), Systemischer Sozialarbeiter (DGsP). Langjährige Berufserfahrung in folgenden Arbeitskontexten: Suchtkrankenhilfe, Sozialpädagogische Familienhilfe, Aufsuchende Familientherapie, Gesellschafter des Systemischen Instituts Tübingen, Mitarbeit im Masterstudiengang Systemische Sozialarbeit (Merseburg).
Torsten Niebling, Diplom-Pädagoge, langjährig in der stationären Jugendhilfe/Jugendpsychiatrie tätig, seit 2006 Mitarbeiter beim St. Elisabeth Verein Marburg, dort ab 2015 Leitung des Projekts „Rote Linie - Pädagogische Fachstelle Rechtsextremismus“; Mitarbeit in verschiedenen Bundes- und Landesprogrammen, Lehrbeauftragter, diverse Veröffentlichungen in den Themenfeldern Rechtsextremismus und Jugendpartizipation.
Matthias Quent, Dr., ist Soziologe mit den Forschungsschwerpunkten Rechtsextremismus, Radikalisierung und Hasskriminalität. Er leitet das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena.
Stefan Rech, M.A. Kulturanthropologe, Mediator, Berater für Demokratiepädagogik, Dialogprozessbegleiter. Seit 20 Jahren Trainings, Konzeptentwicklungen und Prozessbegleitungen in Bildungseinrichtungen, im Gemeinwesen, bei Vereinen und in Institutionen.
Angelika Ribler, Dipl. Psychologin, Dipl. Sportwissenschaftlerin, tätig als Referatsleiterin Jugend- und Sportpolitik bei der Sportjugend Hessen sowie freiberuflich als Coach und Projektbegleiterin im Institut für SportMediation und KonfliktManagement (Hanau). Arbeitsschwerpunkte: Demokratieförderung, Konfliktmanagement, Anti-Diskriminierung, Prävention von Rechtsextremismus, Kindeswohl/Sexualisierte Gewalt, Beratung von Sportvereinen.
Peter Rieker, Dr. phil. habil., Diplom-Soziologie, Professor für Außerschulische Bildung und Erziehung am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Zürich. Arbeitsschwerpunkte: Abweichendes Verhalten und Extremismus bei Jugendlichen sowie deren Prävention, Partizipation und Sozialisation im Kindes- und Jugendalter, Migration und interethnische Kontakte, Methoden der empirischen Sozialforschung.
Petra Schickert
Studium und Promotion an der TU Dresden im Fach Chemie, 2000 bis 2003 Studium der Sozialpädagogik/Sozialarbeit an der Evangelischen Hochschule Dresden, Diplom- Sozialpädagogin (FH). Seit 2001 als Mitarbeiterin im Mobilen Beratungsteam des Kulturbüro Sachsen e.V. tätig und seit 2011 Mitglied im Sprecher*innenrat der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus – aktiv für Demokratie und Menschenrechte. 2008 hat sie die AG Asylsuchende Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit gegründet.
Sophie Schmitt, Dr. rer. pol., M.A. Politikwissenschaftlerin und Diplom-Pädagogin, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Demokratiezentrum Hessen an der Philipps-Universität Marburg. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: (Beratung im Kontext von) Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Gruppenbezogene(r) Menschenfeindlichkeit, Politische Bildung, Wandel von Arbeit und von Subjektivität, qualitativ-rekonstruktive Jugendforschung.
Stimmen zum Buch
„Insgesamt bietet der Band einen gewinnbringenden Überblick über den Stand der Beratungsarbeit im Kontext des Rechtsextremismus. (…) Hervorzuheben ist die erfrischende Abwechslung von theoretischen Reflexionen und praxisnahen Beispielen, was den Band nicht nur für Expert/innen, sondern auch für ein breiteres Publikum interessant macht.“
Maik Fielitz, socialnet.de
„Den Herausgeber*innen und Autor*innen ist ein wichtiger Beitrag zur weiteren Professionalisierung und Profilierung der Beratung im Kontext Rechtsextremismus gelungen.“
Dr. Gabi Elverich, Politikum 2/2019