Über das Buch
Rassismus ist ein schwieriges Thema. Wir sind geneigt, vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse, Rassismus nur im Zusammenhang mit rechts extremistischen Einstellungen, Äußerungen und Handlungen zu sehen und ihn als gesellschaftliches Randphänomen oder Ausnahmeerscheinung aufzufassen. Dass Rassismus aber als alltägliche Diskriminierungsform Bestandteil der gesell schaftlichen Wirklichkeit und als alltagprägendes Weltbild bis weit in die Mitte der Gesellschaft hinein verankert ist, wird eher selten thematisiert, geschweige denn als dauerhaft präsentes Problem begriffen. Man tut sich schwer, bereits bei abwertenden Sprechakten, struktureller Diskriminierung oder alltäglicher Ausgrenzung und selbst bei offener Gewalt von Rassismus zu sprechen.
Um diesem distanzierenden Umgang mit Rassismus entgegenzuwirken und das eigene Involviertsein in rassistisches Denken und Verhalten reflektieren zu können, wurde das Konzept der Rassismuskritik entwickelt, das mittlerweile in die Bildungseinrichtungen Einzug hält, dabei aber auf dem Weg in die öffentlichen Schulen nur sehr langsam vorankommt. Für pädagogisches Handeln ist es absolut notwendig, über basale Kenntnisse zu Rassismus und Rassismuskritik zu verfügen, um die eigene Praxis zu reflektieren. Diese Kenntnisse vermittelt uns Astrid Messerschmidt mit ihrem Beitrag. Karim Fereidooni begründet in seinem Artikel, weshalb Rassismuskritik fester Bestandteil aller Phasen der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sein muss. Sylvia Heitz stellt dazu ein Praxisbeispiel aus dem Lehramtsstudium vor. Dass Schülerinnen und Schüler, insbesondere wenn sie sich in rassismuskritischen Kontexten politisch engagieren, die Unterstützung ihrer Lehrerinnen und Lehrer benötigen, zeigt Steve Kenner. In der DIDAKTISCHEN WERKSTATT stellen wir eine Berufsschule vor, die sich auf dem Weg zu einer rassismuskritischen Schulkultur befindet. In dieser POLIS-Ausgabe gibt es wieder ein FORUM: Joachim von Olberg hat ein instruktives Interview mit Mathias Busch über seine Forschungsarbeiten zur Staatsbürgerkunde in der Weimarer Republik geführt.
Inhaltsübersicht
Zeitung
Von 60 auf 100 Stunden. Größere und schnellere –
aber auch bessere Integrationskurse?
Fachbeiträge
Astrid Messerschmidt
Rassismuskritik als Perspektive für die politische Bildung
Karim Fereidooni
Rassismuskritik: (K)ein Thema für die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern?
Sylvia Heitz
Eine Frage der Haltung
Steve Kenner
Aktion statt Resignation: Den aktuellen gesellschaftspolitischen Herausforderungen mit politischer Bildung begegnen
Didaktische Werkstatt
„Rassistische Einstellungen sollen an unserer Schule keine Chance haben“.
Interview mit Claudia Hümmler-Hille, Schulleiterin
Forum
Staatsbürgerkunde in der Weimarer Republik.
Interview mit Prof. Matthias Busch
DVPB aktuell
Impuls: Die Schatzkiste lebt!
Termine: Herbsttagung der DVPB
Personen: Neue Landesvorstände
Berichte
Thüringen: Politischer Stammtisch mit Bildungsministerin
–: DVPB baut zum siebten Mal an der SchulBrücke Europa8
–: Politikdidaktisches Kamingespräch zur kompetenzorientierten Leistungsbeurteilung
Mecklenburg-Vorpommern: Stärkung der politischen Bildung
Berlin: Neuer Webauftritt und aktuelle Wahlprüfsteine
Brandenburg: World Café an der Universität Potsdam: Was kann politische Bildung für die Integration von Flüchtlingen leisten?
Rheinland-Pfalz: 10. Demokratie-Tag auf dem Hambacher Schloss
LITERATUR
Rezensionen
Vorschau / Impressum .
Zu den Autoren
Matthias Busch
Dr. , ist seit 2015 Junior-Professor der TU Kaiserslautern. 2016 erhält er für seine Dissertation den Ursula-Buch-Preis der GPJE.
Karim Fereidooni
Prof. Dr. , Juniorprofessor für Didaktik der Sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum.
Sylvia Heitz
war bis zur Pensionierung Oberstudienrätin im Hochschuldienst für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie ist dort weiterhin als Lehrbeauftragte und in der Lehrerfortbildung tätig.
Claudia Hümmler-Hille
Schulleiterin der Richard-Müller-Schule in Fulda.
Steve Kenne
M.Ed., Lehrer für die Fächer Politische Bildung und Spanisch am Gymnasium, derzeit Doktorand im Bereich Didaktik der Politischen Bildung an der Leibniz Universität Hannover Schwerpunkt: Partizipation, soziale Bewegung, Antirassismus.
Astrid Messerschmidt
Prof. Dr. Erziehungswissenschaftlerin, Bergische Universität Wuppertal, Lehre und Forschung im Fachgebiet Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität; Forschungsschwerpunkte: Pädagogische Diskriminierungskritik, Bildungsarbeit zu Rassismus und Antisemitismus in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus.
Özcan Mutlu
MdB – bildungspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN