Über das Buch
Identitätspolitik ist ein schillernder Begriff. Einige bezeichnen mit ihm die Prozesse, über die diskriminierte Minderheiten gemeinschaftlich gestärkt werden. Andere sehen in ihm eine Ablenkung von den Problemen der Mehrheitsgesellschaft. Und wieder andere verwenden ihn als Synonym für einen neuen Nationalismus oder ähnliche, auf die Essentialisierung sozialer Verhältnisse gerichtete Kommunikationsformen.
In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es weitere Kontroversen. Diese betreffen u. a. das Verhältnis von Identitätsfragen und Verteilungskonflikten. Oft werden diese beiden Dimensionen scharf voneinander abgegrenzt. Verteilungskonflikte sind verhandelbar und durch Kompromisse auflösbar, Identitätskonflikte erscheinen hingegen als substanziell. Mitunter werden identitäts- und verteilungspolitische Konflikte aber auch als komplementäre, wechselseitig aufeinander bezogene Prozesse betrachtet. Und manchmal wird in der Debatte darauf aufmerksam gemacht, dass es in der Praxis eigentlich schwer vorstellbar ist, dass politische Prozesse ohne identitätspolitische Dimensionen auskommen. Allerdings werden diese Dimensionen meistens nur implizit, seltener explizit thematisiert.
Dies hat sich in den letzten Jahren nun allerdings verändert. Die unterschiedlichen identitätspolitischen Prozesse sind wiederholt und verstärkt in den Vordergrund getreten. Für POLITIKUM stellen sich daher viele Fragen: Gibt es eine neue Qualität der Identitätspolitik? Falls ja, wie stellt sich diese Qualität dar? Wie hat sich das Feld identitätspolitischer Praktiken entwickelt und verändert? Welche Ursachen können für den Wandel verantwortlich gemacht werden? Welche Akteure und Arenen sind dabei in den Blick zu nehmen? Und was sind die Folgen für die bestehenden Formen demokratischer Partizipation und Entscheidungsfindung? Sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen ist lohnend. Denn selbst wenn der Begriff der „Identitätspolitik“ zuweilen recht unscheinbar daherkommen mag, artikulieren sich in ihm unterschiedliche Facetten einer auseinanderdriftenden Gesellschaft.
Inhaltsübersicht
Schwerpunkt
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Interview
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Forum |
Identitätspolitik Markus Llanque Nikolai Huke Lothar Probst
Patrick Eser Jochen Roose
Jens Hacke
Bücher zum Thema 70 Impressum 80 |
Zu den Autoren
Patrick Eser
ist PostDocStipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Universidad Nacional de La Plata (Argentinien) und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Romanistik der Universität Kassel. In seiner Dissertation untersuchte er die baskische und katalanische Nationalbewegung im Kontext von Globalisierung und europäischer Integration.
Judith Goetz
ist Universitätsassistentin im Bereich „Didaktik der politischen Bildung“ an der Universität Wien und hat den Sammelband „Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ,Identitären‘“ mit herausgegeben.
Dr. Jens Hacke
vertritt zurzeit die Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Universität Greifswald. Im Frühjahr erschien sein Buch „Existenzkrise der Demokratie“.
Dr. Nikolai Huke
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Eberhard Karls Universität Tübingen im durch das BMBF geförderten Projekt „Willkommenskultur und Demokratie in Deutschland.
Prof. Dr. Marcus Llanque
lehrt Politikwissenschaft/Politische Theorie an der Universität Augsburg.
Prof. em. Dr. Lothar Probst
war bis 2016 Professor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bremen und Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelle und Internationale Studien.
Dr. Jochen Roose
ist Koordinator für Umfragen und Parteienforschung bei der Konrad Adenauer Stiftung und Privatdozent an der Freien Universität Berlin.
Prof. Dr. Dieter Segert
ist Professor für politikwissenschaftliche Osteuropastudien der Universität Wien im Ruhestand.