Über das Buch
In zwei Bänden setzen sich Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Politik mit der Gründungsgeschichte un den ersten Jahrzehnten des Internationalen Bundes auseinander, einem großen Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit.
Der erste Band befasst sich auf Basis umfangreichen historischen Materials mit den verschiedenen Aspekten der Gründung und wirft damit auch ein gesellschaftspolitisch interessantes Licht auf die Übergänge von der Nazi-Diktatur zu den ersten beiden Jahrzehnten der jungen Bundesrepublik. Wie hat sich der IB in seinen Anfängen gesellschaftlich und politisch positioniert? Ist die Personalstrategie aufgegangen, ehemalige NS-Funktionäre einzubinden und ihnen so die Möglichkeit zur persönlichen Wiedergutmachung zu geben? Welche Konzepte und Programme zur Integration von Jugendlichen wurden in der Frühphase des IB entwickelt und realisiert? Wie gestaltete sich der Weg von einem regionalen zu einem bundesweiten Träger mit einem vielfältigen Angebot von Bildungs- und Sozialarbeit? Wissenschaftliche Expertisen zu zentralen Themen rund um die Gründungsgeschichte des IB ergänzen diese Veröffentlichung ebenso wie Kurzbiografien der wichtigsten Gründungspersönlichkeiten und ein Überblick über die ersten Gremien und Mandatsträger.
Der zweite Band setzt diese Auseinandersetzung fort und widmet sich besonders folgenden Themen:
• dem Erbe des gerade besiegten Nationalsozialismus und der Wirksamkeit personeller Kontinuitäten;
• der Bedeutung einer europäisch orientierten emanzipatorischen Pädagogik und politischen Bildung;
• der Rolle der Nachkriegspolitik, insbesondere die der SPD, bei der fachpolitischen Positionierung des IB im Nachkriegsdeutschland;
• der Begründung und Gestaltung der engen Partnerschaft zwischen IB und Deutschem Roten Kreuz;
• den mit den 1970er Jahren einsetzende Reform- und Öffnungsprozessen im IB;
• dem heutige Umgang des Unternehmens IB mit seinem Erbe.
Die Bände sind auch einzeln zu beziehen unter: http://www.wochenschau-verlag.de/der-internationale-bund.html (Band 1) bzw. http://www.wochenschau-verlag.de/von-altlasten-und-neuanfaengen-2854.html (Band 2).
Inhaltsübersicht
Gründungsgeschichte des Internationalen Bundes
Einleitung
Die Vorgeschichte in der Besatzungszeit
Hintergründe, Motive und Interessen der drei Initiatoren
Vor der Gründung
Die Gründung des „Internationalen Bundes für Kultur- und Sozialarbeit“
Kultur- und Sozialarbeit verständigen sich
Die Gründungsversammlung und ihre Ergebnisse
Zur Kommunikation in der medialen Öffentlichkeit
Die Anfänge in Württemberg-Hohenzollern
Anfang und vorläufiges Ende der Kulturarbeit
Das Jugendsozialwerk beginnt mit seiner Arbeit
Mitbegründer der Jugendsozialarbeit
Der Weg zum bundesweiten Träger
Neujustierung des Vereins
Entwicklungsschub durch die Jugendflucht aus der DDR
Der IB im Wirtschaftswunder
Fazit und Ausblick
“Wir stellen uns unserer Geschichte…“ – Fragen an die Präsidentin und den Vorstandsvorsitzenden des IB
Expertisen
- Benno Hafeneger: Hitlerjugend – Staatsjugend im Dritten Reich
- Jacqueline Plum: Französische Kulturpolitik in Deutschland 1945 – 1949.
- Benno Hafeneger: „Jugendnot“ - Ein Lagebild über die Nachkriegszeit und erste Hälfte der 1950er Jahre
- Kerstin von Lingen: Ein Experiment unter dem Schutz der Besatzungsmacht: Der Aufbau des „Jugendsozialwerks“ durch ehemalige HJ-Funktionäre in der französischen Besatzungszone, 1945-1949
- Reiner Becker: „Wir sind zu ganz wesentlichen Teilen das, was wir erinnern und vergessen“ Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur in der Bundesrepublik
Anhang
1. Gremien und Mandatsträger/-innen im IB
2. Kurzbiografien aus den Gründungsjahren
Von Altlasten und Neuanfängen
Vorwort
Pädagogik
Benno Hafeneger
Erziehung durch Arbeit und Gemeinschaft.
Zur Pädagogik des IB in den ersten Jahrzehnten
NS‑Belastungen
Herta Däubler-Gmelin
Der IB und seine Gründung – dauernde Belastung oder fortdauernde Verpflichtung?
Jens Westemeier
NS‑Täter im Management des jungen IB.
Neue Recherchen zu Biografien ehemaliger SS-Führer
Stefan Zowislo
Aus dem Nationalsozialismus in die deutsche Nachkriegsgesellschaft und in den IB –
zu den Wandlungsprozessen der ersten Akteure
Französische Alliierte
Benno Hafeneger
Demokratisierung durch europäischen Jugendaustausch.
Anmerkungen zur Jugendpolitik und Jugendarbeit in der französischen Zone
Marion Reinhardt
Kulturarbeit im IB.
Die Anfänge des Internationalen Bundes im Spiegel der Zeitschrift teinach
Institutionelle Verbindungen
Kristina Meyer
Idealismus, Pragmatismus, Versöhnung.
Die Nachkriegs-SPD, die HJ und das Jugendsozialwerk
Petra Liebner
Das Deutsche Rote Kreuz und der Internationale Bund.
Vom Werden und Wirken der Zusammenarbeit
Entwicklung des Selbstverständnisses
Boris Palmer
Ein Tübinger Blick auf die Gründungsgeschichte des IB
Bernd Umbach
Die Chancen nutzen!
Der IB im Wandel der Zeit
Petra Merkel, Thiemo Fojkar, Heidrun Winkler
„Wir müssen aufmerksam bleiben und uns unserer Vergangenheit bewusst sein“
Anhang
Carlo Schmid
Über die Toleranz (1949)
Carlo Schmid
Ansprache auf der Festveranstaltung anlässlich des 25-jährigen Jubiläums
des Internationalen Bundes am 14. November 1974
Zur Biografie von Carlo Schmid
Zu den Autoren
Gründungsgeschichte dees Internationalen Bundes
Marion Reinhardt, Sozialwissenschaftlerin, begann ihre Berufstätigkeit Ende der 1970er Jahre als Sozialarbeiterin im damaligen Hessischen Modellprojekt „Beratung und Hilfe für junge Arbeitslose“, leitete dann ein Jugendgemeinschaftswerk (heute Jugendmigrationsdienst) und ging schließlich in die Zentrale des IB. Hier war sie in verschiedenen Funktionen, unter anderem mit der fachlichen Entwicklung und Steuerung verschiedener Felder der Jugendhilfe, auch der Jugendsozialarbeit befasst. Aktuell dokumentiert sie die Etappen der Geschichte des IB und baut das interne Archiv hierzu auf. Arbeiten u.a. zur Berufswahl weiblicher Jugendlicher, zu Konzepten der Jugendsozialarbeit, zu strategischen Fragen der Jugendhilfe.
Autorinnen und Autoren der Expertisen:
Benno Hafeneger, Dr. phil., Prof. (em.) für Erziehungswissenschaft am Institut für Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg; forscht zu jugendhistorischen Themen, Jugendarbeit, zu Jugendkultur und Rechtsextremismus. Mitglied in zahlreichen Beiräten und Herausgeberschaften; u. a. der Buchreihe „Non-formale Bildung“, der Zeitschrift „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ und im Stiftungsrat des IB „Schwarz-Rot-Bunt“.
Dr. Jacqueline Plum ist stv. Geschäftsführerin der Regio Basiliensis in Basel. Die Regio Basiliensis ist die Schweizer Partnerin der Oberrheinkooperation und fördert die grenzüberschreitende, trinationale Zusammenarbeit am Oberrhein. 2005 hat Jacqueline Plum über die Französische Kultur- und Jugendpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland sowie über die Gründungsgeschichte des Deutsch-Französischen Jugendwerkes an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn promoviert.
Dr. Kerstin von Lingen ist Historikerin am Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“ der Universität Heidelberg, wo sie zudem eine Nachwuchsgruppe leitet. Von 1999-2008 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am SFB „Kriegserfahrung“ der Universität Tübingen, aus deren Kontext die vorliegende Studie stammt. Ihre Forschungsschwerpunkte gelten der juristischen Aufarbeitung in Europa und Asien, Fragen der Kriegserinnerung, sowie der Zwangsarbeiterforschung. Publiziert hat sie u.a. zu Kriegserfahrung und nationale Identität in Europa, Paderborn 2009.
Reiner Becker, Dr. phil. Politikwissenschaftler, leitet das Demokratiezentrum im beratungsNetzwerk hessen - für Demokratie und gegen Rechtsextremismus an der Philipps-Universität Marburg, forscht zu verschiedenen Aspekten von Rechtsextremismus, Mitherausgeber der Zeitschrift „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“
Von Altlasten und Neuanfängen
Die Herausgeberin und der Herausgeber
Marion Reinhardt
ist die Autorin des ersten Bandes zur Gründungsgeschichte des IB. Seit den 1970er Jahren arbeitete die Sozialwissenschaftlerin als Sozialarbeiterin und als Einrichtungsleiterin im IB in Mittelhessen, schließlich als Referentin und Abteilungsleiterin in der Zentrale des Trägers in Frankfurt. Neben der Geschichte des IB gilt ihr besonderes Interesse verschiedenen konzeptionellen und strategischen Fragen der Jugendhilfe, speziell der Jugendsozialarbeit.
Bernd Umbach,
Politikwissenschaftler, begann seine berufliche Laufbahn als Lehrer in der beruflichen Bildung des IB in Stuttgart, leitete die IB-Einrichtungen Asperg und Heilbronn und baute hier vor allem die beruflichen Schulen in freier Trägerschaft auf. Er ist seit zehn Jahren Geschäftsführer des IB Süd. In besonderer Weise fühlt er sich der Weiterentwicklung der Unternehmenskultur verpflichtet und wirkt aktiv an der gesellschaftspolitischen Positionierung des IB mit.
Die Autorinnen und Autoren
Prof. Dr. jur. Herta Däubler-Gmelin
war lange Jahre MdB (SPD), Bundesjustizministerin von 1998 – 2002. Sie hält Vorlesungen (Arbeitsrecht, Verfassungsrecht, Europarecht, Völkerrecht), berät international zu Verfassungs- und Menschenrechtsfragen, zu Transitional Justice und Internationalem Recht. Als Rechtsanwältin ist sie in Mediation, Tarifschlichtung und Einigungsstellen tätig.
Dr. Benno Hafeneger,
Prof. (em.) für Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg; forscht zu jugendhistorischen Themen, Jugendkultur und Rechtsextremismus. Mitglied in der Redaktion von „Journal für politische Bildung“ und in der Herausgebergruppe der Buchreihe „Non-formale politische Bildung“; im Stiftungsrat des IB „Schwarz-Rot-Bunt“.
Dr. Petra Liebner,
Historikerin, leitet das Team „Historische Kommunikation und Medien“ im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes e. V. in Berlin. Sie verantwortet verschiedene Forschungsprojekte zur Geschichte des DRK und entwickelt entsprechende Kommunikationsmaßnahmen zur Verbreitung der Ergebnisse. Sie ist Mitherausgeberin der DRK-Schriftenreihe „Beiträge zur Rotkreuzgeschichte“ sowie Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für Angewandte Geschichte/Public History und der internationalen Arbeitsgruppe zur Geschichte der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.
Dr. Kristina Meyer
ist wissenschaftliche Geschäftsführerin des Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts. Sie studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum. Für ihre Dissertation über „Die SPD und die NS‑Vergangenheit 1945 – 1990“ (erschienen 2015) erhielt sie den Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte. Sie ist Mitglied der Kommission „Erinnerungskulturen der sozialen Demokratie“ der Hans Böckler Stiftung und des Geschichtsforums beim Parteivorstand der SPD.
Boris Palmer
ist seit 2007 Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen. Palmer studierte Mathematik und Geschichte in Tübingen und Sydney. Von 2001 bis 2007 war er Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Palmers Vision ist das blaue Wachstum: Prosperität und Lebensqualität, ohne Natur und Klima zu überlasten. Im Sommer 2017 ist sein Buch „Wir können nicht allen helfen“ erschienen.
Dr. Jens Westemeier,
Historiker, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universitätsklinik RWTH Aachen; hier Beauftragter für das Aufarbeitungsprojekt „Zahnärzte im Nationalsozialismus“. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf NS‑Organisationen, NS‑Gewaltverbrechen und ihre juristische Aufarbeitung. Publikationen u. a.: Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit, Paderborn 2014, und Hans Robert Jauss. Jugend, Krieg und Internierung, Konstanz 2016.
Stefan Zowislo
absolvierte sein Examen in den Fächern Politikwissenschaft, Soziologie und Katholische Theologie an der Universität Münster und war anschließend u. a. in Gummersbach, Bochum, Bonn, Mülheim an der Ruhr, Essen, Lutherstadt Wittenberg, Berlin und Magdeburg tätig. Die Erinnerungskultur begegnete ihm dabei verschiedene Male: zum Beispiel als Geschäftsführer der Staatlichen Geschäftsstelle Luther 2017 und als Kopf der Kampagne zum 200. Geburtstag des Genossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen im Jahre 2018.