Über das Buch
„Freiwilligendienste sind eine besondere Form des Bürgerschaftlichen Engagements und Bildungsdienste. Wir wollen sie in ihrer bewähr ten Vielfalt und unter Wahrung ihrer hohen Qualität weiter entwickeln und in zivilgesellschaftlicher Verantwortung ausbauen.“
So heißt es im Vertrag der Großen Koalition vom November 2013, womit auch die besondere Verbindung von Engagement und Bildung unterstrichen wird. Diese Verbindung ist Thema des vorliegenden Heftes. Es will einen Überblick zu den Aufgaben und Problemen geben, die sich in den und mit den verschiedenen Freiwilligendiensten stellen. Die Bundesrepublik kennt ja eine ganze Reihe solcher Dienste. Zuletzt wurde 2011 der Bundesfreiwilligendienst (BFD) als Nachfolger des Zivildienstes ins Leben gerufen. Daneben existieren das Freiwillige Soziale (FSJ) oder Ökologische Jahr (FÖJ), ferner der Europäische Freiwilligendienst für Jugendliche oder die verschiedenen Entwicklungs- und Friedensdienste, inklusive Freiwilligenfachdienste.
All diese Engagementfelder verstehen sich – mehr oder weniger explizit – als politische Lernorte. Die Bildungsqualität des Engagements ist dabei das eine, die vielfältige Verschränkung mit Aufgaben der Aus- und Weiterbildung das andere. Wer sich in einem Freiwilligendienst engagiert braucht meist eine entsprechende Vorbereitung, braucht einsatzbezogene Kennt-nisse, aber auch eine Orientierung im jeweiligen politisch-sozialen Feld. Und bei vielen Diensten gehören Veranstaltungen zur Nachbereitung der Erfahrungen und Erlebnisse selbstverständlich dazu. Darüber hinaus stehen diejenigen, die einen Dienst absolviert haben – sei es in einer auswärtigen Krisenlage zur Förderung von Frieden und Entwicklung, sei es hierzulande im sozialen oder ökologischen Bereich –, als Experten und Expertinnen oder als Ansprechpartner für Veranstaltungen der politischen Bildung zur Verfügung. Dabei können gerade in der non-formalen Bildung solche Kompetenzen am besten in den Bildungsprozess einbezogen werden.Eröffnet wird das Heft mit einem Beitrag von Prof. Thomas Klie (Evangelische Hochschule Freiburg), der die Rahmenbedingungen, die politischen und pädagogischen Herausforderungen der Freiwilligendienste in der Bundesrepublik Deutschland umreißt. Der Autor betont die Notwendigkeit, ein Gesamtkonzept für eine konsistente Engagementpolitik zu entwickeln. Prof. Thomas Olk (Universität Halle-Wittenberg) und Dr. Ansgar Klein (Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement) setzen diese grundsätzlichen Überlegungen fort und geben einen Überblick über die Ausdifferenzierung, die der Freiwilligendienst mit seinen unterschiedlichen Formen und Spielarten in den letzten Jahren erfahren hat. Die beiden Autoren befassen sich auch detailliert mit der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und dem Erfordernis, eine Bildungskonzept für die über 27-Jährigen zu erarbeiten.
Der Bundesfreiwilligendienst ist dann Thema des folgenden Beitrags, der aus dem Blickwinkel der Praxis geschrieben ist. Clemens Antoni, Michael König, Hubert Kolling und Manfred Pappenberger, pädagogische Mitarbeiter des Bildungszentrums Bad Staffelstein, stellen die BFD-Bildungspraxis vor, die aus der Arbeit der ehemaligen Zivildienstschulen hervorgegangen ist. Dem folgt eine weitere Praxisreflexion. Benjamin Haas (Universität Köln) richtet den Blick auf die internationalen Freiwilligendienste als global-politische Lernorte. Am Beispiel des Weltwärts-Dienstes, der bei Engagement Global angesiedelt ist, diskutiert er aktuelle Entwicklungen und zukünftige Aufgaben der Dienste.
Inhaltsübersicht
Editorial
SchwerPunkt
FREIWILLIGENDIENSTE ALS BILDUNG
Thomas Klie
Freiwilligendienste Rahmenbedingungen, politische und pädagogische Herausforderungen
Thomas Olk, Ansgar Klein
Bildung in Freiwilligendiensten
Clemens Antoni, Michael König, Hubert Kolling, Manfred Pappenberger
Pädagogische Begleitung im Bundesfreiwilligendienst
Ein Praxisbeispiel aus dem Bildungszentrum Bad Staffelstein
Benjamin Haas
Internationale Freiwilligendienste als global-politische Lernorte
Entwicklungen und Herausforderungen am Beispiel von weltwärts
QuerDenken
Benno Hafeneger
Jugendherbergen als Lern- und Bildungsorte
Jens Schmidt
„Breit aufgestellt“ gegen ausgrenzende Einstellungen
Rechtsextremismusprävention in der Mitte der Gesellschaft
Anja Hirsch
Politische Bildung im sozialen Nahraum – eine „Neuerfindung“ ohne Folgen?
ÜberGrenzen
Ioanna Menhard
„Die Krise“ in der Bildung
Einblicke und Deutungen aus Griechenland
VorGänge
Der Kampf gegen rechts /„Extremismusklausel“ – endlich abgeschafft
LeseZeichen
Terrorherrschaft und Einverständnis / Rechtskurve / Betrifft: Jugend- bewegung / Politisches Wissen / Zukunft der Weiterbildung
AugenMerk
Zeitschrift für Freiwilligendienste / KAS-Studie: Europa / Evangelische Trägergruppe: Jahrbuch / Deutsch-mongolische Jugend- bildung / Bürgerbeteiligung: Barometer / Wirkungsstudie online / Jugendverbandsarbeit: Interkulturelle Öffnung / Jugend und Energie- wende / Personen & Organisationen / Veranstaltungen
Zu den Autoren
Benno Hafeneger, Prof. Dr., lehrt Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und ist Mitglied der Journal-Redaktion.
Ansgar Klein, Dr. Dipl.-Soz., ist Geschäftsführer des Bundesnetzwerks Bür-gerschaftliches Engagement (BBE).
Clemens Antoni ist pädagogischer Mitarbeiter des Bildungszentrums Bad Staffelstein, das zusammen mit 16 weiteren Einrichtungen dieser Art vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben betrieben wird.
Benjamin Haas ist Herausgeber der Zeitschrift für Freiwilligendienste „Voluntaris“ und freiberuflich in diesem Feld tätig. 2011 bis 2013 war er in der „Koordinierungsstelle weltwärts“ von Engagement Global für Evaluation, Qualitätssicherung und Programmentwicklung zuständig.
Anja Hirsch ist Politikwissenschaftlerin, promoviert an der Universität Köln zum Thema „Philanthropie und Politische Bildung“ und untersucht die Arbeit unternehmensnaher Stiftungen in der außerschulischen politischen Bildung. Sie hat von 2010 bis 2011 in der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gearbeitet und während dieser Zeit ihre Studienabschlussarbeit über die bpb verfasst.
Thomas Klie, Dr. jur., ist Professor für öffentliches Recht und Verwaltungs-wissenschaften an der Evangelischen Hochschule Freiburg und leitet das Zentrum für Zivilgesellschaftliche Entwicklung (ZZE). Er ist Vorsitzender der Zweiten Engagementberichtskommission der Bundesregierung.
Michael König ist pädagogischer Mitarbeiter des Bildungszentrums Bad Staffelstein, das zusammen mit 16 weiteren Einrichtungen dieser Art vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben betrieben wird.
Hubert Kolling ist pädagogischer Mitarbeiter des Bildungszentrums Bad Staffelstein, das zusammen mit 16 weiteren Einrichtungen dieser Art vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben betrieben wird.
Ioanna Menhard ist Doktorandin und Lehrbeauftragte am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg sowie in Frankfurt/Main in der interkulturellen Mädchenarbeit tätig.
Thomas Olk, Prof. Dr. phil. habil., ist Professor für Sozialpädagogik und Sozial-politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Manfred Pappenberger ist pädagogischer Mitarbeiter des Bildungszentrums Bad Staffelstein, das zusammen mit 16 weiteren Einrichtungen dieser Art vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben betrieben wird.
Jens Schmidt ist Bildungsreferent bei Arbeit und Leben Hamburg und dort zuständig für die politische Jugendbildung, Projekte sowie für das Mobile Beratungsteam gegen Rechtsextremismus und leitet außerdem das Projekt „breit aufgestellt“.