Über das Buch
Mit Ablauf der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts wurde das Wort „Wutbürger“ in die Online-Enzyklopädie Wikipedia und auch in den Duden aufgenommen, der es als „Zeitungsjargon“ für einen „aus Enttäuschung über bestimmte politische Entscheidungen sehr heftig öffentlich protestierende(n) und demonstrierende(n) Bürger“ definierte. Aus Enttäuschung kann allerdings vieles folgen. Der Wutbürger, der eine Zeit lang Konjunktur hatte, stellt nur eine Konsequenz dar. Im politischen Feld geht es zunächst darum, dass Bürger und Bürgerinnen nicht mehr nachvollziehen können, was „die Politik“ unternimmt; sie fühlen sich in ihren Erwartungen getäuscht, wenden sich von ihren Repräsentanten ab, sind vielleicht resigniert oder verbittert. Verlorene Illusionen können natürlich auch zu einem neuen Realismus führen. Möglicher Weise schlägt dann der Bürgerunmut in eine neue „Bürgermacht“ um – wie Theoretiker und Praktiker der neuen sozialen Bewegung hoffen. Doch man sollte nicht vergessen: Die Absage an die „etablierte Politik“ und die Hoffnung auf einen starken Mann oder eine starke Frau, die den verkommenen demokratischen Laden endlich einmal aufräumen, sind ebenfalls mit inbegriffen. Auf solche unterschiedlichen Punkte, auf Ursprünge, Wirkungen und Verlaufsformen politischer Enttäuschung, will die vorliegende Ausgabe des Journals aufmerksam machen. Sie kann dabei natürlich nicht alle Facetten dieses (un-)politischen Phänomens berücksichtigen. Im Grunde sind hier ja auch Fragen angesprochen, die das Journal seit seinem Start im Januar 2011 kontinuierlich behandelt und die in der Fachöffentlichkeit der politischen Bildung unter verschiedenen Rubriken Dauerthema sind. Im vorliegenden Heft wird daher – orientiert an aktuellen Vorgängen – eine Auswahl geboten.
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Zu den Autoren
Eva Feldmann-Wojtachnia M.A. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte Politikforschung CAP an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Prof. Dr. Benno Hafeneger lehrt Erziehungswissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und ist Mitglied der Journal-Redaktion.
Andreas Michelbrink ist Geschäftsführer der ver.di GewerkschaftsPolitische Bildung gemeinnützige Gesellschaft mbH in Berlin.
Jean-Daniel Mitton ist pädagogischer Mitarbeiter beim Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben mit dem Schwerpunkt Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW).
Dr. rer.pol. Ute Schad ist freiberufliche wissenschaftliche Autorin und Sozialwissenschaftlerin, ist Lehrbeauftragte an der Hochschule München für Angewandte
Sozialwissenschaften, u.a. für Menschenrechtsbildung/Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession.
Falk Scheidig ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pädagogik mit Schwerpunkt Erwachsenen- und Weiterbildung der Universität Augsburg.
Hans-Joachim Schild, Diplom-Sozialpädagoge, Berater und Projektmanager, ist derzeit im Direktorat für Jugend und Sport des Europarates in Straßburg im Rahmen des Partnerschaftsprogramms zwischen Europäischer Kommission und Europarat im Jugendbereich tätig.
Johannes Schillo ist freier Journalist und Redakteur des Journals für politische Bildung.
Dr. Barbara Tham ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte Politikforschung CAP an der Ludwig-Maximilians-Universität München.