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Politische Ökonomie
Das Verhältnis von Politik und Wirtschaft ist über die Zeiten Gegenstand praktischer und wissenschaftlicher Reflexionen gewesen, wobei schon die Fixierung beider Bereiche ein analytischer Zugriff und keineswegs naturgegeben ist. Hinzu kommt von Anfang an als wichtige Unterscheidung eine stärker mikro- oder makroorientierte Perspektive. Unter dem Sammelbegriff politische Ökonomie verbirgt sich inzwischen ein Pluralismus von Konzepten und Methoden. Als gemeinsame Schnittmenge lassen sich insbesondere als Interessenobjekt die Interdependenz der wie auch immer abgegrenzten Bereiche Politik und Wirtschaft sowie eine disziplinübergreifende Perspektive herausstellen, die allerdings in den beiden zentralen Bezugswissenschaften Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaften nicht immer goutiert wird, und daher für Nachwuchswissenschaftler nicht unbedingt karrierefördernd ist. Thematisch gibt es eine Reihe von Themenfeldern, für die sich die Perspektive der politischen Ökonomie besonders anbietet. In diesem Heft soll der Versuch einer konzeptionellen Profilbildung dargestellt werden. Außerdem werden drei besonders problemhaltige und kontrovers diskutierte thematische Beispiele analysiert. Gerhard Himmelmann geht in seinem Beitrag >Profilbildung im Problemfeld Politik/Wirtschaft< von dem gesellschaftlichen Lernfeld Schule aus, in dem gegenwärtig in den unterschiedlichen Bundesländern eine Vielfalt von kontrovers diskutierten Versuchen zu beobachten ist, Politik und Wirtschaft fachlich an der Schule zu verankern und zu verzahnen. Er versucht dann mit dem notwendigen Mut zur Komplexitätsreduzierung ausgehend von Interessen, Konflikten und Strukturen ein eigenes Analyseraster zu entwickeln und seine mögliche Umsetzung beispielhaft zu skizzieren. Uwe Andersen analysiert in seinem Beitrag "Politische Ökonomie der Haushalts- und Finanzpolitik" einen Kernbereich der politischen Willensbildung, der zugleich zwangsläufig direkt auf die Ökonomie bezogen ist und schon angesichts der Größe der Haushalte auf den verschiedenen politischen Ebenen einschließlich der politisch gesteuerten Parafisci auch quantitativ beachtliche Auswirkungen auf die Wirtschaft hat und umgekehrt zu entsprechenden Beeinflussungsversuchen führt. Dabei werden am deutschen Beispiel gerade auch die aktuelle staatliche Finanzkrise und die diesbezüglichen Reformvorhaben der Großen Koalition einbezogen. Ulrich Walwei behandelt in seinem Beitrag "Aktuelle Herausforderungen für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik" das zentrale Krisenfeld der Bundesrepublik Deutschland. Dabei bietet er nicht nur eine Lageanalyse einschließlich der bereits durchgesetzten Reformen, sondern geht auch auf weitere Reformoptionen ein und analysiert die politischen Rahmenbedingungen für weitergehende Strukturreformen in Deutschland. Stefan A. Schirm wechselt mit seinem Beitrag "Globalisierung als Gegenstand der Internationalen Politischen Ökonomie" auf die internationale Ebene und nimmt sich eines wegen der unterschiedlich eingeschätzten Auswirkungen heftig umstrittenen Themas an. Er begründet eingehend seine Kernthese, dass der Staat durch Globalisierung nicht generell geschwächt werde, wohl aber veränderten privaten Interessenlagen und politischen Rahmenbedingungen gegenüberstehe, die er zu berücksichtigen oder für deren Negierung er einen Preis zu zahlen habe. Zudem fordert er, die gerade auf der Ebene zwischenstaatlicher Zusammenarbeit bestehenden politischen Gestaltungschancen von Globalisierung zu nutzen. Sabine Achour bietet als abschließenden Beitrag ein Unterrichtsbeispiel.

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