Zeitzeugengespräche - Erinnerungskultur

herausgegeben von
Verband der Geschichtslehrer Deutschlands - VGD
unter Mitarbeit von
Christiane Bertram, Ralph Erbar, Axel Janowitz

Abstracts Ralph Erbar: Zeugen der Zeit? Zeitzeugengespräche in Wissenschaft und Unterricht Der Beitrag befasst sich mit der Bedeutung von Zeitzeugen in Wissenschaft und Unterricht. Zu häufig werden Zeitzeugen immer noch als authentisches Fenster zur Vergangenheit betrachtet. Dabei liegt ihre eigentliche Bedeutung auf einem ganz anderen Feld. Der Aufsatz untersucht, auf welche Weise die Erinnerungen von Zeitzeugen im Laufe der Zeit überformt werden, und kommt zu dem Ergebnis, dass diese Erinnerungen folglich individuell konstruierte Geschichte sind. Da Zeitzeugen lebende Quellen sind, gelten…

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16,80 €

Bestellnummer: 4821
EAN: 9783899748215
ISBN: 978-3-89974821-5
Format: Broschur
Reihe: geschichte für heute
Erscheinungsjahr: 2012
Auflage: 1
Seitenzahl: 144
Produktinformationen
Abstracts Ralph Erbar: Zeugen der Zeit? Zeitzeugengespräche in Wissenschaft und Unterricht Der Beitrag befasst sich mit der Bedeutung von Zeitzeugen in Wissenschaft und Unterricht. Zu häufig werden Zeitzeugen immer noch als authentisches Fenster zur Vergangenheit betrachtet. Dabei liegt ihre eigentliche Bedeutung auf einem ganz anderen Feld. Der Aufsatz untersucht, auf welche Weise die Erinnerungen von Zeitzeugen im Laufe der Zeit überformt werden, und kommt zu dem Ergebnis, dass diese Erinnerungen folglich individuell konstruierte Geschichte sind. Da Zeitzeugen lebende Quellen sind, gelten für die Arbeit mit ihnen besondere Kriterien quellenkritischen Arbeitens. Ralph Erbar: Witnesses of Time? Eyewitness Talks in Academic Research and History Education This article analyses the role of eyewitnesses in academic research and history education: Too often eyewitnesses are seen as authentic windows to the past. Their real relevance, however, may be seen in a totally different field. The author looks into possible ways in which memories of eyewitnesses have been modified over time, concluding that those memories rather present their individual constructions of history. As eyewitnesses embody "living sources", one should use special criteria for the source-critical analysis of their accounts. Christiane Bertram: Wirksamkeit von Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht, ein Beitrag für die empirische Geschichtsdidaktik Die Doppelgesichtigkeit des Zeitzeugen, der gleichzeitig Quelle und Darstellung ist, macht ihn so spannend, aber auch so risikoreich für den Geschichtsunterricht. In der zur Zeit laufenden Interventionsstudie wird am Beispiel des Themas "Friedliche Revolution in der DDR" untersucht, welche Effekte die Zeitzeugenbefragung im Hinblick auf die Förderung der Re- und De-Konstruktionskompetenz wie auch auf den Erwerb von Faktenwissen und auf das Geschichtsinteresse hat. Neben einer Vorstellung des Gesamtprojekts werden im vorliegenden Beitrag die Ergebnisse aus der Vorstudie, in der das Messinstrument entwickelt wurde, berichtet. Christine Bertram: On the Efficiency of Eyewitness Interviews in History Education. A Contribution to Empirical History Didactics The two-faced character of eyewitnesses as both sources and narratives makes them exciting but also precarious guests in the history classroom. The ongoing intervention survey shows the effects of eyewitness interviews regarding students' re- and deconstruction skills, their acquisition of factual knowledge, as well as their interest in history, focusing on the example of the peaceful revolution in the GDR. This article presents the overall project, as well as the results of the pilot generating the measuring instrument. Axel Janowitz: Von Einsichten und Erinnerungen. Überlegungen zum Wechselverhältnis von Einsicht in die Stasi-Akten und Erinnerungsrekonstruktion Vor 20 Jahren, im Jahr 1992, nahmen erstmals Menschen auf gesetzlich geregelter Grundlage Einsicht in Unterlagen, die die DDR-Staatssicherheit zu ihnen gesammelt hatte. Aus ihnen erfuhren sie, mit welchen Methoden die Staatssicherheit sie ausspioniert hatte, und wie die Stasi in ihr Leben eingegriffen hatte. Vor allem aber lasen die von Stasi-Maßnahmen Betroffenen, wer sie verraten, wer zu ihnen gehalten hatte. Der Moment der Akteneinsicht konnte bis dahin Erinnertes in einem vollkommen neuen Licht erscheinen lassen. Mehrere Millionen Menschen haben diesen Schritt gemacht, haben Banales oder Schockierendes gelesen. Wenn Schüler heute auch Zeitzeugen zur DDR-Geschichte befragen, haben sie die außerordentliche Chance, sich mit der persönlichen "Gegenperspektive" zur schriftlichen Stasi-Überlieferung zu beschäftigen. Zugleich aber können sie erfahren, in welcher Weise Erinnerung sich durch die Akteneinsicht verändert hat. Dieses biografisch aber auch aufarbeitungsgeschichtlich deutlich zu verortende Ereignis ermöglicht hervorragende historische, wissenschaftspropädeutische und gegenwartsbezogene Zugänge zur jüngsten Geschichte. Axel Janowitz: On Insights and Memories. Considerations on the Interrelationship of the Examination of Stasi Records and the Reconstruction of Memory Twenty years ago, in 1992, for the first time, people were given access to their GDR State Security files based on a process regulated by law. They learned how State Security had spied on them and how it had messed with their lives. Above all, victims learned who had betrayed- and who had supported them. The moment they looked into their files could show them earlier memories in a dramatically different light. Several million people have taken that step, have read banal or shocking details. Students interviewing eyewitnesses of GDR times are being given the extraordinary opportunity to analyse the personal counter perspectives to written Stasi records understanding how the witness' memory has changed by the examination of their personal file. This event which can be easily located in biographical terms but also in respect to a victim's coming to terms with their past, offers exceptional historical and scientifically propaedeutic approaches to recent history, also offering transfers to the present day.
Inhaltsübersicht
Thema Zeitzeugengespräche - Erinnerungskultur Ralph Erbar: Zeugen der Zeit? Zeitzeugengespräche in Wissenschaft und Unterricht Christiane Bertram: Wirksamkeit von Zeitzeugenbefragungen im Geschichtsunterricht. Ein Beitrag für die empirische Geschichtsdidaktik Axel Janowitz: Von Einsichten und Erinnerungen. Überlegungen zum Wechselverhältnis von Einsicht in die Stasi-Akten und Erinnerungsrekonstruktion Szene Institutionen stellen sich vor Die Koordinierungsstelle "Zeugen der Zeit" - eine Einrichtung des Landes Rheinland-Pfalz zur Förderung von Zeitzeugengesprächen im Unterricht Das Kompetenzzentrum des Kultusministerium Baden-Württemberg für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht - eine Zwischenbilanz Forum Peter Lautzas: Wider einen Kanon in Geschichte Uwe Walter: Für einen Kanon als Rückgrat von Geschichtsunterricht - eine Antwort auf Peter Lautzas Ralph Erbar: Abschied der Zeitzeugen Niko Lamprecht: "Eure Geschichte": Internetportal von VGD und MDR zur DDR-Geschichte erweitert sein Angebot Johannes Heinßen: Lehrerausbildung in Niedersachsen Nachrichten aus dem Bundesverband des VGD und den Landesverbänden Zahlreiche Buchbesprechungen aus Fachwissenschaft und Fachdidaktik Leitrezensionen Raimund Schulz: Die Tatsachen passen nichts ins Schema? Schlecht für die Tatsachen! Ein kompetenzorientierter Gewaltritt durch die Antike Joachim Rohlfes: Kein Masterplan, kein Scheitern. Andreas Wirschings neue Gegenwartsgeschichte Europas
Autor*innen
Christiane Bertram Universität Tübingen, Abtl. Empirische Bildungsforschung, Europastraße 6, 72072 Tübingen Dr. Ralph Erbar Fachleiter für Geschichte am Staatlichen Studienseminar Bad Kreuznach, Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des VGD, Am Obstmarkt 49b, 55126 Mainz Dr. Johannes Heinßen 2. Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen des VGD, Im Großen Sande 13, 21640 Horneburg Dr. Axel Janowitz Referent und Sachgebietsleiter historisch-politische Bildungsarbeit beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), Karl-Liebknecht-Straße 31, 10178 Berlin Dr. Peter Lautzas Studiendirektor i.R., Bundesvorsitzender des VGD, Bettelpfad 46, 55130 Mainz Prof. Dr. Uwe Walter Universität Bielefeld, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie, Postfach 100131, 33501 Bielefeld

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Das Forschungsfeld „Umweltgeschichte“ hat sich seit den 1990er Jahren stark gewandelt. Ging es bis dahin hauptsächlich um Verschmutzungsprobleme als unerwünschtes Nebenprodukt der Industrialisierung, hat der Boom der Globalgeschichte auch der Umweltgeschichte neue Fragestellungen und Forschungskontroversen eröffnet. Eine Grundfrage lautet seither, ob Umweltprobleme als klassische Gemeinwohlthemen zu betrachten sind, die auf technische Mittel und politisch-administrative Maßnahmen setzen oder ob es sich um einen breiten Kampf um Gerechtigkeit handelt, den bestimmte sozial oder ethnisch definierten Gruppe als „environmentalism of the poor“ führen. Der „Environmental Justice Atlas“ umfasste im September 2020 insgesamt 3267 Fallgeschichten aus aller Welt und bildet eine ernüchternde Lektüre hinsichtlich der Wirksamkeit von Umweltbewegungen. Der Aufsatz von Frank Uekötter zeigt die Interdependenzen entgrenzter Umweltgeschichte an den Beispielen der Eukalyptusplantagen als „Bäume der Diktatoren“, den Bananenplantagen in Honduras, den Fleischbaronen von Chicago oder der Produktion des Guano-Düngers in Peru. Eine intendierte Geschichte der materiellen Lebensgrundlagen steckt erst in den Anfängen, da die Umweltgeschichte innerhalb der Wissenschaften immer noch eine prekäre Randexistenz führt. Der Aufsatz von Uwe Walter gibt zunächst einen knappen Überblick zu antiken Sichten auf Mensch, Umwelt und Klima. Anthropogene Einflüsse spielten lokal und regional durchaus eine Rolle, aufs Große gesehen freilich nicht, schon wegen der im Vergleich mit der Moderne geringen Bevölkerungsdichte. Im Mittelpunkt stehen die Eigenart des mittelmeerischen Klimas und dessen Veränderungen über die lange Dauer der Antike. Als gesichert kann ein begünstigendes „römisches Klimaoptimum“ zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. gelten, während in der Spätantike eine Kaltzeit andere Krisenfaktoren (u. a. Epidemien, reichinterne Konflikte, Migrationen) offenbar verstärkte. Aus der historischen Rückschau ergibt sich in jedem Fall die Einsicht, dass Menschen in der Antike auf einen Klimawandel mit Anpassung und Kreativität reagierten – die Vorstellung, man könne die Veränderungen durch ein globales Regime aufhalten, erscheint aus dieser Perspektive geradezu irregeleitet und geeignet, Ressourcen in großem Umfang falsch einzusetzen.  

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Die Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg führte zu einer historischen Zäsur, die nicht nur die politische Landkarte dieses Teils der Welt veränderte, sondern auch die Flucht und Vertreibung von mehr als einer Million Menschen zur Folge hatte. Im Mittelpunkt stand dabei der am 10. August 1920 unterzeichnete Vertrag von Sèvres, der letzte der fünf Pariser Vorortverträge, die nach der Niederlage des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten unterzeichnet worden waren. Der Vertrag von Sèvres sollte nach dem Willen der Siegermächte eine quasi-koloniale Ordnung in den Gebieten umsetzen, die bis dahin dem Osmanischen Reich gehörten. Dies beinhaltete die Absicht, das Territorium der heutigen Türkei zu zerlegen und in Einflussbereiche zu unterteilen. Das türkische Volk widersetzte sich jedoch diesem „Todesurteil“; und vier Jahre nach dem Waffenstillstand von Mudros musste die Suche nach Frieden im Orient nahezu von vorne beginnen. Das Ergebnis war der Frieden von Lausanne vom 24. Juli 1923, der der Region eine völlig andere Nachkriegsordnung gab, als es der Vertrag von Sèvres vorgesehen hatte. Während der Vertrag von Sèvres von den Türken als nationale Demütigung wahrgenommen wurde, half der Vertrag von Lausanne ihnen, ihren Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung zu verwirklichen. Józef Piłsudski (1867 – 1935) verkörpert wie kein anderer die Wandlungen der polnischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Vater der 1918 wiedererlangten Unabhängigkeit und Verteidiger der Freiheit gegen den Bolschewismus. Aber er putschte auch 1926 gegen eine gewählte Regierung und regierte Polen bis zu seinem Tod autoritär. Der Beitrag von Stephan Lehnstaedt untersucht die Mystifizierung Piłsudskis seit der Zwischenkriegszeit, aber auch den Wandel der Perzeptionen angesichts der Umbrüche 1945 und 1990. Außerdem wird gezeigt, wie die heutige polnische Regierung den „Vater des Vaterlands“ mit seinen vormodernen Staatsvorstellungen in ihr Geschichtsbild vom ethnisch homogenen Nationalstaat integriert. Paweł Machcewicz schlug 2007 vor, ein Museum des Zweiten Weltkriegs in Polen zu gründen. Die brutale deutsche und kurze Zeit später auch sowjetische Besetzung Polens und vieler anderer anderer Staaten in Ostmitteleuropa sollte einer internationalen Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Die häufig vernachlässigten Erfahrungen der Polen und der anderen osteuropäischen Nationen sollten so in das internationale Bewusstsein rücken. Es überraschte ihn, als gerade von der rechten Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Sturm gegen die Museumspläne geblasen wurde. Seine Gegner warfen ihm „Pazifismus“ vor und dass er die Heldentaten polnischer Kämpfer ausblende. Tatsächlich ist ein Wesenszug des Museums ein vergleichender internationaler Zugang zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Es gelang Paweł Machcewicz, das Museum 2017 trotz großer Widerstände zu eröffnen, im selben Jahr verlor er aber seinen Posten als Museumsdirektor. Ein gegenwärtiger Trend im Bereich digitaler Formate der Geschichtsvermittlung liegt in der Entwicklung und Nutzung von Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen. Neben Gedenkstätten, Medienanstalten und Museen setzen auch Produzenten aus den Bereichen Touristik, Stadtmarketing und Spieleindustrie auf die neue Technologie. Allen Angeboten gemein ist der Anspruch, Vergangenheit „erlebbar“ und „nachvollziehbar“ darstellen zu wollen und den Nutzerinnen und Nutzern somit ein „Eintauchen“ (= Immersion) in die historischen Situationen zu ermöglichen. Dass dabei eine kritische Distanz zum Dargestellten häufig unterlaufen wird, ist nicht nur ein Manko bei Virtual-Reality-Angeboten kommerzieller Anbieter, sondern wird auch von Institutionen der historisch-politischen Bildung billigend in Kauf genommen – was u. a. eine Abkehr vom „Beutelsbacher Konsens“ darstellt. Der Beitrag führt in den Bereich der Augmented- und Virtual-Reality ein, verweist auf Beispiele aus dem Bereich der außerschulischen Geschichtsvermittlung (u. a. Virtual-Reality-Angebote von Gedenkstätten, Museen, Medienanstalten) und eröffnet Perspektiven für eine kritisch-reflektierte Nutzung im Geschichtsunterricht.

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Zweimal 70 Jahre - Bundesrepublik und DDR
geschichte für heute 4/2019
Die friedliche Revolution in der DDR und der blutige Regimewechsel in Rumänien bilden die Gegenpole in der Geschichte des Umbruchs von 1989/90. Sie markieren – zwischen Kerzendemonstration und Massenerschießung – das politische Handlungsspektrum, in dem sich der Sturz der kommunistischen Diktaturen vollzog. Die Folgen für die gesellschaftlichen Umwandlungsprozesse waren schwerwiegend und prägen die Erinnerung an „1989“ bis heute. Vor diesem Hintergrund diskutiert der Beitrag von Peter Ulrich Weiß, Wunder der Gewaltlosigkeit? Die Revolutionen 1989/90 in der DDR und in Rumänien, die historischen Ursachen für die Gewaltabkehr bzw. die Gewalteskalation. Der Aufsatz von Manfred Kittel, Vom Pragmatismus zur Moralpolitik – Siebzig Jahre „Vergangenheitsbewältigung“ in der Bundesrepublik Deutschland, misst „Erfolg“ oder „Misserfolg“ der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in der Bundesrepublik vor allem an deren Bedeutung für die politische Stabilität der zweiten deutschen Demokratie. Aus diesem Grunde herrschte anfänglich ein robuster Pragmatismus des wechselseitigen „Beschweigens“ (H. Lübbe) vor; das nur auf diesem Wege für erreichbar gehaltene Ziel demokratischer Stabilität stand allerdings von Anfang an in einem Spannungsverhältnis zu weitergehenden moralischen Erwartungen nicht nur auf Seiten der NS-Opfer. Die weitere Entwicklung war dann seit den 1980er-Jahren von einer zunehmenden Moralisierung geprägt.Wer nach der Stabilität der zweiten deutschen Demokratie fragt, muss über den Umgang mit den unmittelbaren Folgen der NS-Diktatur hinaus zudem mittelbare, im weiteren Sinne mentalitätsgeschichtliche Folgen dieser Vergangenheit für die großen Linien der Politik der Bundesrepublik bedenken. Die Demokratie gilt besonders in Ostdeutschland als gefährdet. Viele Statistiken suggerieren, dass die Ostdeutschen nicht in der Demokratie angekommen seien. Der Artikel von Frank Bösch, „Sonderfall Ostdeutschland?“ Zum Demokratieverständnis in Ost und West, differenziert diese spektakulären Meldungen. So wird deutlich, dass in vielen Bereichen die Unterschiede zwischen Ost und West gering groß sind und es eine deutliche Annäherung bei der Demokratieakzeptanz gibt. Weniger akzeptiert ist etwa in Ostdeutschland nicht die Demokratie, sondern deren Umsetzung. Abschließend wird hinterfragt, wie aussagekräftig die Unterteilung in Ost und West ist.

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Sprachsensibler Geschichtsunterricht
geschichte für heute 1/2019
Geschichte ist in der Sek I ein weitgehend mündliches Fach. Während die allgemeine Sprachkompetenz immer weiter zurückgeht, haben viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten, sich im Geschichtsunterricht fachangemessen auszudrücken, besonders im schriftlichen Bereich. Dabei haben sprachliche Quellen immer noch einen bedeutenden Anteil im Unterricht. Als Aufgabe für Seminarausbildung ergibt sich Handlungsbedarf: Lehramtsanwärter müssen in Planung- und Durchführungsebene geschult werden, im Blick auf sprachsensiblen Geschichtsunterricht fach- und sachangemessene Aufgaben zu stellen. Dies gilt nicht nur für sprachliche Quellen, sondern auch für Bilder, Fotos und Audioquellen.  Geschichtsunterricht an modernen Schulen findet in Klassen statt, deren Schüler unterschiedliche kulturelle und sprachliche Voraussetzungen haben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Lehrpersonen dahingehend zu schulen, dass sie die sprachlichen Voraussetzungen von anspruchsvollen Texten im Unterricht klären können. Die Schüler werden dadurch dazu befähigt, nicht nur Geschichte, sondern auch (Fach-)Sprache zu lernen. Um Schülerinnen und Schüler über die sprachlichen Voraussetzungen historischen Lernens aufklären zu können, müssen Lehrer die bildungssprachlichen Anforderungen der Gegenstände, die sie lehren, verstehen. Bildungssprache unterscheidet sich von Alltagssprache. Nicht selten haben Schüler noch wenig Erfahrung mit den sprachlichen Voraussetzungen der Texte und Aufgaben, die ihnen im Geschichtsunterricht der Schule begegnen. Kurz: Es ist nicht nur wichtig zu erkennen, dass Geschichte eine sprachbasierte Disziplin ist. Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer müssen bei der Klärung bildungssprachlicher Voraussetzungen historischen Lernens auch unterstützt werden. Bei vielen Lernenden, unabhängig davon, ob ein- oder mehrsprachig, besteht in Deutschland ein großes Defizit im Hinblick auf ihre Lese- und Schreibkompetenz. Dadurch entstehen häufig Verständnisprobleme im Umgang mit Lehrbuchtexten und Quellen. Diese Kompetenzen entwickeln sich nicht automatisch, sondern bedürfen einer stetigen Einübung und professionellen Entwicklung. Syntaktische Strukturen und entsprechende Begriffe müssen eingeführt und reflektiert werden. Schließlich gilt es, großes sprachliches Potential ebenso zu erschließen, wie die Möglichkeit, eigene Denk- und Ausdrucksprozesse bei den Lernenden. Hierdurch wird die wichtigste Kompetenz von allen gefördert: selbstbestimmtes, kritisches Denken.   Ein neuer Service für unsere Leserinnen und Leser: das Beitragsverzeichnis! Nach zehn Jahrgängen der gfh seit 2008 ist es schwierig, die Übersicht zu wahren. Daher haben der Wochenschau Verlag und die Redaktion ein vollständiges Beitragsverzeichnis online gestellt, das nach Autoren (alphabetisch) und übergeordneten Themen geordnet ist. Außerdem sind alle vorgestellten Institutionen aufgelistet. Über eine Suchfunktion lässt sich eine Recherche leicht durchführen. Sie finden es auf der Homepage der Zeitschrift:http://geschichtefuerheute.de/beitragsverzeichnis/

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Bedrohte Ordnungen
geschichte für heute 3/2019

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Erinnerungskultur im Wandel
geschichte für heute 2/2019

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Gespaltene Gesellschaften
geschichte für heute 4/2018
Abstracts Jürgen Kocka: Gespaltene Gesellschaft? Die gegenwärtige Krise in historischer PerspektiveMit der Chiffre der „gespaltenen Gesellschaft“ wird die Wahrnehmung einer komplexen, teils widersprüchlichen Krisenhaftigkeit angezeigt, die Veränderungen in der Arbeitswelt, wachsende soziale Ungleichheit, vielfältige Zukunftsängste, Flucht- und Migrationsphänomene, politische Instabilität durch populistische Bewegungen und auf internationaler Ebene neuen Protektionismus bei gleichzeitigen Globalisierungsschüben bündelt. Seit dem 19. Jahrhundert hat der „organisierte Kapitalismus“ in Westeuropa den Sozialstaat tief verankert und ausgeweitet, während die gegenwärtige Globalisierung alle erreichten Standards in Frage stellt. Eine Folge davon ist die durch die Migrationskrise genährte antiliberale Systemkritik rechtspopulistischer Kräfte, die sich gegen die etablierten „Eliten“ wendet, die der liberalen Ordnung verhaftet sind. Bisher war diese Ordnung international lange durch den Einfluss der USA stabil gehalten worden, doch mit dem Schwinden ihrer politisch-kulturellen Macht wird Europa mehr auf sich selbst gestellt. Gleichzeitig erhöht die globale Digitalisierung über z. B. die „sozialen Medien“ politische Beteiligungschancen vieler Individuen, die sich in einer schärferen Kritik an der liberalen Ordnung und repräsentativen Demokratie äußert, und erzeugt einen neuen Strukturwandel der  Öffentlichkeit, in der illiberale Alternativen an Attraktivität gewinnen. Doch im historischen Vergleich relativiert sich die Krisenhaftigkeit der Gegenwart und öffnet den Blick auf den hohen Grad von Konsens und auf gegenläufige Entwicklungen, die immer noch in der deutschen Gesellschaft zu entdecken sind. Daher ist es am Ende nicht eindeutig, dass wir in einer „gespaltenen Gesellschaft“ leben. Herfried Münkler: Gespaltene GesellschaftenGeteilte Gesellschaften, in denen viele Trennlinien zwischen unterschiedlichen Parteien und Gruppen vorliegen, können ihren friedlichen Zustand des Zusammenlebens verlassen und gespaltene Gesellschaften werden, in denen zwei Gruppen sich antagonistisch bekämpfen. Liberale Gesellschaften haben eine hohe Geteiltsheitstoleranz. Gegenwärtig dramatisieren Gruppen die Migrationssituation und verlieren sich nostalgisch in einer Vorstellung einer homogenen Gemeinschaft, die es historisch nie gegeben hat. Spaltung beginnt in den Köpfen der Beobachter. An drei Beispielen veranschaulicht Herfried Münkler diese Beobachtung: An der Vor- und Verlaufsgeschichte des Dreißigjährigen Kriegs, am Kommunistischen Manifest und an den Vorstellungen der „Neuen Rechten“, die mittels Spaltung der Gesellschaft gegenwärtig zu einer gedachten ethnisch-kulturellen Homogenität zurückkehren will. Markus Bernhardt: Neue Ideen zur Bildanalyse im Geschichtsunterricht der MittelstufeBilder sind, um ihr Lernpotenzial zu entfalten, als Quelle zu behandeln. Vom dekorativen Einsatz ist abzusehen, denn Bilder zeigen nicht die Wirklichkeit, sondern sie sind eine Aussage über sie. Zur Erschließung der Bildaussage stellt die Geschichtsdidaktik Methoden zur Verfügung, doch die Zuordnung dieser Methoden zu bestimmten Verstehensprozessen ist noch ohne theoretische Absicherung. Elemente dieser Annahmen sind dabei sinnvoll, weil sie mit einem von der kognitivenPsychologie entwickelten Verstehensmodell korrespondieren. Damit besteht eine theoretische Legitimation der Methoden. Die Folgen der Überlegungen für den Geschichtsunterricht liegen in der Schulung der Wahrnehmung und in einer Ausweitung der Hintergrundinformationen.

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Aufgabenkultur und Aufgabenformate
geschichte für heute 3/2018

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Verfolgung und Widerstand im Nationalsozialismus
geschichte für heute 2/2018

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